Mittwoch, Oktober 16

Herleitung des Begriffs Hexe

Der Begriff Hexe stammt vom althochdeutschen Wort "Hagazussa" ab und bedeutet soviel wie "in der Hecke sitzen" oder "Heckensitzerin". "Hag" bedeutete Zaun, Hecke oder Gehege. Die Silbe findet sich auch in der Hagebutte wieder, der Frucht der Heckenrose. Eine Hecke war und ist noch heute eine Abtrennung zwischen zwei Grundstücken. Für die Bedeutung herrschen zwei Interpretationen vor:
  1. Eine "Heckensitzerin" verlässt die Grenzen der gewohnten Umgebung, früher die ein Dorf schützend umgebene Hecke, um außerhalb einen geheimen Platz der Heilkräuter aufzusuchen. Eine Hexe fürchtet sich nicht vor den Naturgeistern, sondern ruft sie im Gegenteil herbei und bindet sie in ihre magische Arbeit im Ritual ein. Von jeher sind mit diesem Bild einer Kräuterfrau auch die Bedeutungen von Heilerin, Hebamme, (Hell-)Seherin sowie Orakel- oder Zaubersprechende verbunden. Da die Hecke früher wie heute die Funktion eines Zaunes erfüllt, wird oft auch von einer "Zaunreiterin" gesprochen - manche Hexe bezeichnen sich heute auch als Zaunreiterin. "Eine Zaunreiterin ist eine Frau, die über den Tellerrand hinausschaut, jemand, der mit der Natur und ihren Wesen im Einklang lebt, diese versteht und ihre Botschaft an die Menschheit weitergibt" (Isabeau).
  2. Ein Zaunreiterin oder Heckensitzerin wandelt zwischen den Welten, wenn sie die "Hecke" durchschreitet. Im mittelalterlichen Volksglauben gab es die Vorstellung, dass auch im religiösen Sinne das "Diesseits" vom "Jenseits" durch eine Hecke getrennt sind. Man glaubte, dass das “höhere” Wissen aus dem Jenseits stamme: Wissen, das nicht jedem zuteil war wie z.B. das Wissen zu Heilen, das Wissen über den Lauf der Gestirne, das Wissen um die Heilkraft der Pflanzen, das Wissen um das Wetter usw. Da es in den Naturreligionen keine Schriftaufzeichnung gibt und im Mittelalter nur sehr wenige Anhänger aus Klerus und Adel der Schriftsprache mächtig waren, mussten die Hexen und Hexer auf eigenen Entdeckungen in der Natur und das mündlich überlieferte Wissen ihrer Vorgänger zurückgreifen (um so schlimmer, dass auf diese Weise durch die Zeit der Hexenverbrennung viel altes Wissen verloren gegangen ist). Als Mensch mit einer Verbindung zwischen "Diesseits" und "Jenseits" war die Hexe natürlich auch als Medium oder Mittler gefragt. Deshalb wird mit dem Hexentum auch die Ahnenbefragung, Geisterbeschwörung oder Vorhersagekunst in Verbindung gebracht - was heute im esoterischen Bereich z.B. durch Channeling oder dem Legen von Tarotkarten fortbesteht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen